Turnverein Bochum-Brenschede 1911 e.V.
Der Turnverein Bochum-Brenschede wurde im Jahre 1911 im Bereich der früheren Bauernschaft Brenschede, also im Süden Bochums, gegründet. Initiator für die Gründung war der Lehrer der örtlichen Volksschule Otto Brune. Geturnt wurde in der „Restauration Haus Brenschede“. Es ist kein Zufall, dass der Turnverein im Jahre 1911 gegründet wurde. Der damalige Vorsitzende des Emscher-Ruhr-Gaues Theodor Walde veranstaltete anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Hasenheide (Berlin) im Bochumer Stadtpark eine große Jahnfeier. Walde überredete einige Turnfreunde zur Gründung neuer Turnvereine in Bochum. Dazu gehörte auch Otto Brune. Walde, damals städtischer Oberturnlehrer, besorgte für die neuen Turnvereine Geräte und schulte selber Vorturner. Eine Eintragung im Amtsgericht erfolgte zunächst nicht. Während des ersten Weltkrieges ruhte der Sportbetrieb im TVB. Früheren Festschriften kann man entnehmen, dass fünf Turner im ersten Weltkrieg gefallen sind.
Im Jahre 1922 ergaben sich signifikante Änderungen im Vereinsleben. Die informelle Gründung im Jahre 1911 erfolgte im bäuerlichen Brenschede. 1922 kam es zu einer Neubelebung des Vereins im Schatten der wachsenden Zeche „Prinz-Regent“. Erster Vorsitzender war nicht mehr Otto Brune, sondern der Betriebsführer der Zeche, Josef Kuhnen. Von da an wurde der TVB nach modernen Managementmethoden geführt. Er gabt sich eine Satzung und ließ sich beim Amtsgericht Bochum eintragen. Erwähnenswert ist, dass die Zechengesellschaften vor dem zweiten Weltkrieg Turn- und Sportvereine in einem ganz erheblichen Umfang „gesponsert“ haben. Die Zechengesellschaft stellte für eine geringe Miete das Gelände und kostenlos Materialien für den Bau eines Sportplatzes zur Verfügung. Die für Jungbergleute gebaute Turnhalle konnte ebenfalls vom Verein kostenfrei benutzt werden.
In der ersten Vereinssatzung heißt es in § 1: „Der Turn- und Spielverein Bochum-Brenschede stellt sich die Aufgabe, durch Turnen, Spielen, Wandern, Schwimmen usw. sowie durch gesellige Zusammenkünfte seine Mitglieder zu körperlich rüstigen, geistig frischen und sittlich starken Männern heranzubilden und dem Vaterlande tüchtige Männer zu erziehen“.
Sehr bald stellten sich die ersten sportlichen Erfolge ein, besonders in der Leichtathletik. Mit dem Bau des Sportplatzes traten auch Handball, Schlagball und Faustball in den Vordergrund. Bereits 1925 wurde das Frauenturnen in die Satzung aufgenommen. Die Initiatorin Elfriede Wiegand hatte zuvor mit erheblichen Widerständen und sogar gegen Anfeindungen zu kämpfen. Ihr Engagement für das Frauenturnen war so groß, dass sie im Emscher-Ruhr-Turngau zur ersten Frauenwartin gewählt wurde. Der Verein ist stolz darauf, dass er seit dieser Zeit nahezu permanent Funktionsträger im Gau gestellt hat.
Der Breitensport war von Anfang an das Ziel des Vereins, nicht der Leistungssport. In einem Brief des Vereins heißt es: „Wir betreiben Leibesübungen nicht, um einzelne Kanonen zu züchten, oder beispielsweise nur eine Spielermannschaft herauszustellen, sondern wir haben es uns zur Aufgabe gestellt, allen Männern wie Frauen, ob alt oder jung, in jeder Sportart das zu geben, was für die Gesundung, Entwicklung und Erziehung des Einzelnen jeweils notwendig ist“.
Im zweiten Weltkrieg ruhte der Handballbetrieb. Die Turnerinnen jedoch und auch einige Turner besuchten bis zum Kriegsende regelmäßig ihre Turnstunden. Die zu Hause verbliebenen Vorstandsmitglieder Wilhelm Finke und Erich Schroer und die Aktiven ließen die Verbindung zu den im Krieg weilenden Turnern und den evakuierten Mitgliedern nicht abreißen (Rundbriefe, Zeitschriften, Päckchen). Dankbare Urlauber fanden immer den Weg zu einem Besuch in der Turnhalle und zu ihrem „Vater Finke“. So überrascht es nicht, dass nach Kriegsende 1945 in kurzer Zeit ein großer Kreis von Turnerinnen und Turnern wieder auf dem Turnboden zu finden war. Mit Wilhelm Finke blühte der Verein weiter auf und wurde schnell zum drittgrößten Turnverein der Stadt Bochum.
Bei der Neugründung des Westfälischen Turnerbundes am 14. April 1947 im Hotel Schlenkhoff, Herne, gehörte unser Turnbruder Robert Friedrich zu den Gründungsvätern. Zwei unserer Vereinsmitglieder waren bei der Wiedergründungsfeier des Deutschen Turnerbundes Pfingsten 1950 in Frankfurter Paulskirche dabei.
Seit 1928 nahmen ununterbrochen Turnerinnen und Turner des TVB regelmäßig an Deutschen Turnfesten teil. In den letzten Jahrzehnten waren immer zwischen 70 und 120 mit dabei.
Mit dem Zechensterben Ende der 50er-/Anfang der 60er-Jahre gab es auch innerhalb unseres Vereins große Änderungen. Auf Grund der Schließung der Zeche „Prinz-Regent“ standen Turnhalle und Sportplatz nicht mehr zur Verfügung. Seither ist der TVB auf städtische Sporteinrichtungen angewiesen, was sich auf die weitere Entwicklung des Vereins Weise als positiv herausstellte. Dankenswerterweise stellte die Stadt Bochum fünf Tunhallen und einen Sportplatz mit umfangreichen Übungs- und Trainingszeiten zur Verfügung. Rhythmische Sportgymnastik, Volleyball, Sport mit Senioren in Seniorenanlagen, Gesellschaftstanz, Gesundheitssport und Badminton, in jüngerer Zeit moderne Trendsportarten wie Stepp-Aerobic, Bodystyling, Walking, Lauftreff, Musical-Dance etc., konnten in das Sportangebot aufgenommen werden. Heute können Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer aus rund 30 Angeboten wählen. Gut ausgebildete Trainer/Innen und Übungsleiter/Innen standen und stehen dem Verein zur Verfügung. Enormen Aufschwung nahm in den letzten Jahren die Rhythmische Sportgymnastik im Bereich Leistungssport im LSB-Projekt Talentsichtung/Talentförderung. Hervorragende Leistungen auf Gau-, Verbands-, Landes- und Bundesebene führten dazu, dass dem Verein ab Januar 2006 die Stützpunktleitung Talentsichtung/Talentförderung Brenschede/Wattenscheid übertragen wurde.
1992 trat Herbert Rumberg nach 49 Jahren als 1. Geschäftsführer von seinem Amt zurück. Es sollte erwähnt werden, dass Herbert Rumberg für sein Engagement im Turnverein Bochum-Brenschede vom Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde.
Nach dem Rücktritt dieses verdienten Turners war der Verein gezwungen, sich neu zu orientieren. Ein neuer Vorstand mietete eine Geschäftsstelle an, die er mit moderner Kommunikationstechnik ausrüstete.
Mitgliederentwicklung:
1922 | 60 | 1927 | 250 | 1952 | 349 |
1965 | 419 | 1970 | 561 | 1975 | 724 |
1980 | 834 | 1985 | 887 | 1990 | 907 |
1995 | 935 | 2000 | 1038 | 2006 | 890 |